Waren Sie schon einmal in einem Teegeschäft? Wie viele unterschiedliche Teemischungen es da gibt! Ist Ihnen vielleicht aufgefallen, dass vor allem bei Kräuter- und Gewürztees auf der Packung nicht nur die Namen der enthaltenen Kräuter angegeben sind, sondern auch deren Prozentanteil? Es sind also nicht nur die Zutaten sondern auch das Mischungsverhältnis für den Geschmack entscheidend.
Wussten Sie übrigens, dass bei manchen Schwarztees sogar die Blätter aus verschiedenen Ernten ein und derselben Sorte miteinander gemischt werden, damit der Tee wirklich immer ganz gleich schmeckt? Bei den Teesträuchern ist nämlich nicht nur der Standort und das Klima sondern auch der Zeitpunkt des Pflückens für den Geschmack ganz ausschlaggebend. Um ihren Kunden die erwartete Geschmacksnote zu sichern, mischen darum Traditionsfirmen die unterschiedlichen Ernten und setzen zur Kontrolle eigene Tee-Tester ein, damit der Tee, den ich heute trinke gleich schmeckt wie jener den ich vor 2 Monaten getrunken habe oder in einem halben Jahr trinken werde. – Aber muss er immer ganz gleich schmecken?
Der hl. Benedikt wusste sehr genau, dass es auch im Leben auf die richtige Mischung ankommt, damit es schmeckt. Gemeinsames Gebet, Arbeit und Lesung der Heiligen Schrift waren für ihn die entscheidenden und unverzichtbaren Zutaten für ein gelingendes Leben. Doch wie sollte er sie im Tageslauf mischen? „Müßiggang ist der Seele Feind. Deshalb sollen die Brüder zu bestimmten Zeiten mit Handarbeit, zu bestimmten Stunden mit heiliger Lesung beschäftigt sein“ – mit dieser nüchternen Erkenntnis beginnt er darum jenes Regelkapitel, in dem er diese Dinge ordnen will. Die Tageseinteilung, wie er sie in den anderen Mönchsregeln seiner Zeit vorfand, befriedigte ihn allerdings nicht. Diese sahen die Zeit für Lesung der Hl. Schrift zwar meist am Beginn des Tages vor, doch konnte die Lesungszeit unter bestimmten Gründen (z.B. wenn es die Arbeit erforderte) ganz ausfallen. Das wollte Benedikt aber unbedingt verhindern. So entschloss er sich, nachdem er die Gebetszeiten festgelegt hatte, den Tag je nach Jahreszeit unterschiedlich zu strukturieren. In den kühleren Monaten waren die Morgenstunden, in denen es fürs Arbeiten ohnehin noch nicht hell genug war, der Lesung gewidmet, während er im Sommer seinen Brüdern ermöglichte, in den heißesten Stunden in der Kühle des Klosters für die Lesung frei zu sein. Mit dieser Regelung verhinderte er, dass die Brüder unter der Arbeit bei größter Hitze litten oder, um diesem Übel zu entgehen, daran gingen, die Lesungszeit der Arbeit wegen ausfallen zu lassen.
Doch mehr noch als eine Tagesordnung ging es Benedikt darum, seinen Brüdern mittels dieser Einteilung bewusst zu machen, welcher Stellenwert dem Gebet, der Arbeit und der Lesung in ihrem Leben zukommen müsse. Er wollte kein fixes Schema aufstellen, damit es dann in alle Ewigkeit so weitertradiert werde, sondern uns – wie auch in anderen Bereichen – ein festes und zugleich flexibles Richtmaß in die Hand geben, das entsprechend der Bedürfnisse der Zeit oder äußerer Umstände angewendet werden kann.
Und: An einem „Tee-Tester“, der penibel über die Beibehaltung des tradierten Geschmacks wacht, war Benedikt überhaupt nicht interessiert. Einheitsgeschmack – nein, danke!
So konnten und können sich Benediktiner und Benediktinerinnen in allen Teilen der Welt in ganz unterschiedlichen Arbeitsbereichen und Lebensformen engagieren. Doch egal, wo Sie hinkommen, Sie werden entdeckten, dass „Benediktiner-Tee“ überall irgendwie gleich und doch anders schmeckt …. aber immer ist es ganz unverkennbar „Benediktiner-Tee“, denn das Verhältnis von Gebet, Arbeit und Lesung stimmt!
Haben Sie ihn schon probiert?