Wunderschönes Herbstwetter, ein namhafter Interpret und ein spannendes Programm lockte am vergangenen Sonntag (29.9.) wieder zahlreiche Besucher zur Abendmusik in die Stiftskirche Nonnberg. Mario de Secondi, Professor für Cello an der Musikhochschule Trossingen war zu Gast und brachte ein überaus interessantes Programm für Solocello zu Gehör.
Er begann mit einer Telemannsuite, vier Sätze, um den Klang des Solocellos im Raum zu etablieren und den Zuhörer buchstäblich in Schwingung zu bringen: farbenreich, spritzig und doch vertraut durch viele barocktypische Sequenzen.
Das Hauptwerk der Abendmusik war zweifelsohne die erste Solosonate in d-Moll von Günter Rafael, einem jüdischen Komponisten, der sein Werk im Jahre 1940 in Deutschland vollendete.
Vier Sätze mit einprägsamen, sehr reflektiert gewählten Bezeichnungen: I.Schwebend, II.Steif und Tastend, III.Getragen, mit großem Ausdruck, IV. Lebhaft und energisch.
Genoss man bei Telemann die barocke Frische und Unbeschwertheit, so wurde man nun von der ganzen Schwere, der Intensität, der Fassungslosigkeit gepackt, nahm gedanklichen Anteil am Zwiespalt zwischen Resignation und Resistenz, den wohl alle jüdische Menschen in der schrecklichen Zeit des Nationalsozialismus empfanden, und bekam einen kleinen Einblick in die Situation des Komponisten. Zugleich erfasste einen das Staunen darüber, in welch großartige Musik Günter Rafael diese Schrecklichkeiten übertragen hat.
Zwischen den zweiten und dritten Satz platzierte Mario de Secondi weise Joseph dall‘ Abacos Capriccio Nr. 6, so als möchte er den Zuhörern zumindest für ein zwei Minuten einen sicheren Hafen, Erholung für die Sinne geben.
Zum Schluss noch einmal eine Telemannfantasie, die den Besuchern gute Schlussgedanken mitgeben möchte.
Am Ende der Abendmusik waren alle Besucher tief berührt aber auch gerüttelt vom Programm sowie von der ungeheuer authentischen Interpretation des Celloprofessors Mario de Secondi.