In den Mittagstunden des 20. August 2018 gab unsere liebe Mitschwester Fr. M. Andrea Gassner im 89. Lebensjahr ihre Seele ruhig und still in die Hände ihres Schöpfers zurück. Damit war eine lebenslange Unruhe zu Gott in großen Gnaden an ihr Ziel gelangt. Wir alle standen ergriffen an diesem Sterbebett, denn wieder einmal hatte der Herr uns anschaulich gezeigt, „wie gut Er der Seele ist, die Ihn mit ganzem Herzen sucht!“

Nekrolog

Am 21. Juni 1930 wurde Frau Andrea als erstes Kind ihrer Eltern Alfred und Albertine Gassner in Bludenz geboren und am nächsten Tag auf Irene Elisabeth Aloisia getauft. Ihr Vater war Malermeister und Restaurator von Gemälden und Plastiken. Unsere Mitschwester durfte eine wunderschöne, in Liebe eingebettete Kindheit erleben. Als älteste von 4 Mädchen war die Freude jedes Mal sehr groß, wenn ihr wieder ein Schwesterle geschenkt wurde. Als im Frühjahr 1939 die Mutter schwer er-krankte, war das wie ein Schatten, der nicht mehr von der Familie weichen sollte. Nach der Pflicht-schule blieb Irene daheim, um im Haushalt und dem Vater beim Restaurieren zu helfen. 1946/47 besuchte sie dann die Haushaltungsschule der Ingenbohler Kreuzschwestern, anschließend war sie wieder daheim. Allerdings veranlassten sie äußere Umstände, in der nahe gelegenen Textilfabrik Hilfsarbeiten zu übernehmen, um daheim finanziell zu helfen. Dort fand sie einen guten Kontakt zu den Mädchen und behielt ihr soziales Interesse ein Leben lang. In der Schweiz arbeitete sie kurze Zeit als Dienstmädchen, wobei jedes Mal die Krankheit ihrer Mutter ein Kündigungsgrund war. Das halbe Jahr vor ihrem Klostereintritt arbeitete sie nochmals in der Textilfabrik, um die Sorgen daheim zu verringern.
Von Kindheit an war sie für das Religiöse aufgeschlossen und begeistert, und nach der Schule gehörte alle ihre Freizeit der Pfarrjugend. Dort wurde ihr Leben in Gemeinschaftsmessen, Bibelstunden und Heimstunden geformt und auch vertieft, wobei sie sich später auch als Helferin tatkräftig einsetzte. Als 16-jährige kam erstmals der Gedanke in ihr hoch, Gott ihr Leben im Kloster zu schenken. Dabei wurde ihr langsam klar, dass Gott sie zu einem kontemplativen Leben berufen hatte. Durch den Eintritt einer Verwandten am Nonnberg wurde sie erstmals auf dieses Kloster aufmerksam. Mittlerweile waren auch ihre Schwestern selbständig und erwachsen. So konnte sie durch Gottes Gnade und durch die Vermittlung ihrer Cousine, unserer Frau Laurentia Fritz, am 20. August 1954 im Stift Nonnberg eintreten, wurde am 3. 9. 1955 eingekleidet und erhielt den Namen „M. Andrea vom Hl. Kreuz“, am 30. 11. 1956 legte sie ihre Profess ab.
Unsere Frau Andrea war ihr ganzes Klosterleben in der Hausmeisterei und für alles im Haus verantwortlich. Sämtliche Fenster wurden von ihr verschönt. Streikte die Pumpanlage wurde sie gerufen, und in kurzer Zeit war der Schaden behoben. Die Heizung im ganzen Haus, in Chor und Bad, alle Heizungsöfen hatte sie zu betreuen, und das war nicht ganz einfach, da erst in ihrer Amtszeit von Holz auf Öl und später auf Gas umgestellt wurde. Im Winter mussten die Wege frei geschaufelt werden etc. Im Herbst kam das Obst in vielen Körben. Es wurde gepresst, gemostet, in Fässer und Flaschen abgefüllt. Sie war verantwortlich für alle Getränke bei Tisch. Der Messwein kam damals in einem großen Fass und musste in kleine Flaschen abgezogen werden. Ihre Geduld wurde oft auf die Probe gestellt, vor allem, wenn sie mit Handwerkern (Maurern, Malern, Spenglern, Tischlern, Bodenlegern etc.) zu tun hatte. Sie hatte aber einen guten menschlichen Kontakt zu ihnen. Das trug dazu bei, dass die Firmen gerne zu uns kamen. Alle großen Renovierungen im Chor, in der Infirmerie und Wäscherei und viele notwendigen Adaptierungen standen unter ihrer Leitung. Als sie die Hausmeisterei in jüngere Hände übergeben hatte, half sie, solange es ihr möglich war, mit viel Liebe und Geduld in der Wäscherei und beim Bügeln.
Sie hatte auch ein offenes Auge für das Leid anderer und machte gerne Liebesdienste, ohne auf die Zeit zu schauen. Mit zunehmendem Alter wurde sie gehbehindert und besonders der Hilfe bedürftig. Auch das Hören wurde immer schlechter, worunter sie sehr litt. Schließlich wurde sie in den letzten Monaten ganz bettlägerig. Diese letzte Zeit des Loslassens war für unsere Frau Andrea nicht leicht.
Möge sie, die in ihrem Leben so reichen Anteil an den Leiden Christi hatte, nun auch den ewigen Lichtglanz seiner Auferstehung und die Erfüllung ihrer Sehnsucht erfahren und IHN sehen, wie Er ist.