Sonus profundus – der tiefe Klang

Der Posaune spielende Engel auf dem diesjährigen Jahresprogramm der Abendmusiken verkündet es bereits: die Blasinstrumente nehmen in diesem Jahr eine große Rolle ein. Den Auftakt machte das Tubaquartett der Universität Mozarteum mit ihrem Leiter Professor Andreas Martin Hofmeir, bestehend aus Jonbeom Park, Cole Whittenberg, Karl Wilhelm Hultsch.

Am Pfingstsonntag (28. Mai)  durfte sich das zahlreich erschienene Publikum auf ein Experiment einlassen: Das Programm wurde weder gedruckt noch angesagt, die Idee war, rein über das Hören eine Klangerfahrung zu machen, die über das Gehörte hinaus geht und ein körperliches Erlebnis des Klanges möglich macht. Der Frequenzbereich der Tuba ist hierfür nämlich besonders geeignet.

Hier wird nun also das Programm gelüftet:
Jakob Arcadelts Ave Maria machte den Anfang, gefolgt von einem lyrischen Stück von Edvard Grieg. Und tatsächlich: Der sonore Klang brachte nach und nach die Stiftskirche samt Besucher in Schwingung. Das Zentrum der Abendmusik bildete anschließend Anton Bruckners Motette Virga Jesse, deren intensive Harmoniestrukturen sich durch das tiefe Timbre der Tuba wohlig und nahezu schmeichelnd um die Bauchgegend legten und dadurch tiefes musikalisches Mitempfinden ermöglichte.
Zwei Solostücke von Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach gaben kurze Verschnaufpausen, jedoch nur für die Zuhörer, nicht für den jeweils einzelnen Interpreten (Cole Whittenberg und Andreas Hofmeir). Meisterhaft imitierten sie Cello bzw. Flöte, für welche die Stücke eigentlich komponiert waren.
Camille Saint Saëns‘ Adagio war der Schlusspunkt einer absolut hörenswerten, fühlenswerten und spürenswerten ersten Abendmusik dieses Jahres.