Am 26. Oktober 2025 konnte Stiftskirchenmusikerin Barbara Schmelz wiederum viele Zuhörerinnen und Zuhörer zur letzten Abendmusik dieses Jahres in der Stiftskirche Nonnberg begrüßen.
Unter dem Titel Musici Abbatissae, übersetzt die Musikerinnen und Musiker der Äbtissin, wurde ein neues Format innerhalb der Abendmusikreihe vorgestellt, das nun jährlich in unterschiedlichen Besetzungen wiederkehren soll.
Im Zentrum steht stets ein Stück aus dem Nonnberger Musikarchiv, um welches sich dann weitere Werke reihen, die stilistisch und thematisch ähnlich, oder auch ganz gegensätzlich zum ausgewählten stehen.
Für die Äbtissin zu musizieren, ist eine lange musikalische Tradition im Stift Nonnberg, die zur immensen liturgischen Musikpraxis noch dazu kommt. In so genannten „Musicalischen Recreationen“ kam der Konvent meist nachmittags zusammen, um sich an kammermusikalischen Werken zu erfreuen und zu erbauen, und nicht selten diese selbst zu spielen, waren doch etliche der Chorfrauen selbst professionelle Musikerinnen.
Das neue Format „Musici Abbatissae“ soll die lange kammermusikalische Musiktradition wiederbeleben, pflegen, aber auch einen Bezug zur Gegenwart herzustellen, denn auch gegenwärtig gibt es eine Äbtissin, die man gerne musikalisch erfreuen darf.
So wurde vergangenen Sonntag mit einer kleinen Besetzung begonnen, nämlich mit einem fünfseitiges Barock Cello, einem modernem Cello und einer Truhenorgel.
Mit Peter Sigl, künstlerischer Leiter des österreichischen Ensemble für neue Musik sowie dessen Solocellist, war ein Experte für alte Musik aber insbesondere für neuere und neue Musik mit am Werke.
Johann Speths Partita über eine Melodie des italienischen Komponisten Bernardo Pasiquini war in einer sepiafarbigen Abschrift auf Pergament im Archiv zu finden und wurde von Barbara Schmelz auf dem wunderbaren Gottwald-Truhenorgel stilecht und mit italienischem Gestus in den Kirchenraum gezaubert. Dieses Stück umgaben zwei barocke Cello-Sonaten, eine feine kleinere, in G-Dur von Giuseppe Torelli zu Beginn, und eine opulentere von Antonio Vivaldi. Diese Sonate wurde erst vor einigen Jahrzehnten entdeckt und erinnert zeitweise mit seiner stufenweise abwärts gehenden Basslinienführung und verrückten Rhythmik im Solocello fast an Popmusik.
Peter Sigl spielt das Barockcello schlank, doch voll an farbigen Obertönen, authentisch und überlegt artikuliert.
Der Kontrast zwischen Darmsaiten und Stahlsaiten wurde gut vernehmbar, als der Cellist den langsamen Satz der Cellosonate von Paul Hindemith anstimmte. Für Peter Sigl ist es ein Leichtes den gesamten Kirchenraum mit diesem Solostück vollends auszufüllen.
Man konnte den Zuhörerinnen und Zuhörern ansehen, dass sie auch mit dieser „neueren“ Musik emotional berührt wurden.
Das lag aber natürlich auch am ausdrucksstarken Spiel des Solisten, dem man anmerkte, dass er mit diesem Stück eng vertraut ist.
Der Bezug zur musikalischen Gegenwart ist wichtig, darum wird die Stiftskirche Nonnberg auch immer Raum für zeitgenössische Musik bieten.
Möge dieses neue Format eine spannende Plattform für die gegenseitige Wertschätzung alter und neuer Musik werden.
Und möge die Reihe der Nonnberger Abendmusiken auch im nächsten Jahr weiterhin auf soviel Interesse stoßen wie im diesem.


