Beim Festgottesdienst zum Erentrudisfest am 30. Juni ermunterte Bischof Dr. Ivo Muser (Diözese Bozen-Brixen) in seiner Predigt mit Blick auf unsere Gründeräbtissin zur Dankbarkeit für das Geschenk des Glaubens, das zugleich die Verpflichtung zur Weitergabe in sich birgt. Bezugnehmend auf das Gleichnis vom Weinstock (Joh 15, 1-8) betonte Bischof Ivo, dass die Rebe nur in Verbindung mit dem Weinstock wachsen und reifen könne, dass dies jedoch eine Abhängigkeit mit sich bringe, die nicht nach dem Geschmack unserer Zeit sei. „Man möchte frei sein, unabhängig, an niemanden ‚gebunden‘, von niemandem abhängig. … Aber so eine autonome selbstbezogene Ungebundenheit kann leicht auch zur Überforderung werden. Wenn ich in allem nur auf mich selbst angewiesen bin, kann ich schnell ‚verdorren‘. Wenn es nichts gibt, was mir Halt gibt und nichts, was mich ‚versorgt‘ mit Lebenskraft, dann bin ich schnell ‚saftlos‘, leer, unerfüllt, und bleibe so ‚unfruchtbar‘.“ In seiner mehrmaligen Aufforderung „Bleibt in mir“ klinge Jesu Sorge um den Menschen durch: „Bleibt in mir, damit ihr nicht verdorrt“, doch er verbinde diese Sorge mit der hoffnungspendenden Zusage „Bleibt in mir und ich bleibe in euch“. „Auch wenn von meiner Seite aus ‚der Faden reißt‘, die Treue schwindet. „Ich bleibe in euch“: Christus hält uns die Treue, er hat Geduld mit uns.“ In ihm bleiben heiße, an Jesus und seiner Botschaft dranzubleiben und seine Vision von einem guten Leben in mir wachzuhalten. Abschließend ermunterte Bischof Ivo unsere Gemeinschaft: „Haltet für uns alle, für alle glaubenden, fragenden, zweifelnden und ringenden Menschen, die diesen Ort betreten, die Frage lebendig, die ich für die wichtigste Frage der Kirche heute halte: Die Frage nach Gott – und damit die Frage nach dem Grund, der uns trägt, sogar über diese Welt hinaus.“