„Alles im Fluss…“

Am Montag, den 7. November 2022 war die Stiftskirche Nonnberg Schauplatz oder vielmehr Hörplatz des vom Kirchenmusikreferat der Erzdiözese Salzburg veranstalteten „Kirchenmusikalischen Herbstes“.

Den Nonnberger Stiftsvokalisten, Andreas Hofmeir an der Tuba und Stiftskantorin Barbara Schmelz an der Orgel ist es geglückt, die überaus zahlreichen Besucher eine Stunde lang zum intensiven Zuhören zu bewegen – es war mucksmäuschenstill in der bis auf den letzten Platz besetzten Stiftskirche!

Das Programm mit dem Topos Wasser und dem Titel „Alles im Fluss…“ begann mit dem Prélude der G-Dur Cellosuite von Johann Sebastian Bach, BWV 1007, interpretiert von Tubist Andreas Hofmeir, der feinfühlig, harmonisch ausdrucksstark und interpretatorisch wohl überlegt diese Klangpracht in den Raum setzte.
In den noch vernehmbaren Schlusston wurde durch den Chor der Choral „Liebster Jesu, wir sind hier“, BWV 373 (ebenfalls in G-Dur), angeschlossen, und die Choralbearbeitung für Orgel desselben, BWV 731, rundete die erste Trias des Programmes ab.

Äbtissin M. Veronika Kronlachner und einige Mitschwestern trugen kurze Texte als Impulse zum Innehalten vor, um es den ZuhörerInnen zu ermöglichen, anschließend mit der Musik wieder gedanklich weitermeandern zu können.

Mit der Missa Fons Bonitatis (Quell der Güte) strömte die Gesamtidee weiter und abwechselnd sowie gleichzeitig flossen Kammerchor und die von der Tuba gespielte gregorianische Linie nebeneinander und zusammen.

Im nächsten Abschnitt schloss Organistin Barbara Schmelz J. S. Bachs Choralbearbeitung „An Wasserflüssen Babylon“, BWV 653, mit seiner trostreichen Stimmung und auch den kunstvoll fließenden Wassermotiven an den vorgetragenen Psalmtext „An den Wassern zu Babel“ an, und der Kammerchor stimmte mit dem dazugehörigen vierstimmigen Choral ein.

Bernhard von Clairvaux’ Text „Die Schale der Liebe“ wurde durch Arvo Pärts „Spiegel im Spiegel“ buchstäblich Tropfen für Tropfen musikalisch dargestellt.
Auch hier ist die unglaubliche Kraft der Nonnberger Akustik wieder einmal zu erwähnen: Tuba und Orgel verschmolzen zu einer verblüffenden Einheit.

Und schließlich mündete der programmatische Strom des Abends über das „Dona nobis pacem“ aus dem Agnus Dei der Missa Fons Bonitatis in das große Thema des gesamten Kirchenmusikalischen Herbstes 2022, in die große Friedensbitte der Menschheit:
Da pacem, Domine. Verleih uns Frieden.

Die Gregorianische Linie geht am Ende in Johann Sebastian Bachs Choralvertonung „Verleih uns Frieden“ BWV 126/6 über. Alles bleibt in der Tonart, alles bleibt im Puls, alles bleibt im Fluss.