Am 5. April war unsere Kirche der Ort der Generalprobe für das Salzburger Passionssingen 2019 „In Paradisum“ von Josef Radauer. Diesmal rückten die sonst nur am Rande wahrgenommenen Figuren der beiden mitgekreuzigten Schächer und des römischen „Hauptmanns unter dem Kreuz“ – in der Tradition mit den Namen Gestas, Dismas und Longinus benannt – in den Mittelpunkt des Geschehens.

Josef Radauer schreibt dazu: „Über diese Randfiguren ist wenig bekannt und doch, bei näherer Betrachtung ergeben sich interessante Fragen und Aspekte. Wer waren sie? Die Tatsache, dass die gekreuzigt werden, lässt für die beiden „Leidensgenossen Jesu“ auf schwerwiegende Verbrechen schließen – öffentlich hingerichtet wurden Aufständische, Rebellenführer und dergleichen. Gab es zuvor eine Verbindung zu Jesus? Der eine kämpft gegen sein Schicksal an, kann es nur schwer akzeptieren und sucht die Schuld woanders, der andere fügt sich und versucht das Beste aus seiner misslichen Lage zu machen. Beschreibt dies nicht jene „zwei Seelen in einer Brust“, die uns tagtäglich begegnen und beschäftigen – einmal mehr in die eine, dann wieder in die andere Richtung? Auch der römische Hauptmann erfährt eine grundlegende Wandlung… Ich wünsche den Besuchern unseres diesjährigen Salzburger Passionssingens, dass sich für sie aus diesem etwas ungewöhnlichen Blickwinkel – aus der Begegnung mit Dismas, Gestas und Longinus viel Nachdenkenswertes ergibt…“

Musikalisch spannte Josef Radauer den Bogen vom Gregorianischen Choral über das Barock und Melodien aus dem Volksgut bis hin zu zeitgenössischen Kompositionen, wobei es ihm das Kunststück gelang, die einzelnen Stücke zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden. Der Intention des Passionssingens entsprechend verließen die Zuschauer am Ende sichtlich berührt, nachdenklich und in Stille mit brennenden Kerzen unsere Stiftskirche.
Es ist sehr erfreulich, dass zu den für heuer geplanten vier Aufführungen (in Bad Tölz, Schladming, Eggenfelden, Cham) sechs weitere für kommendes Jahr geplant sind (die Orte stehen derzeit noch nicht fest) – eine überaus passende Einstimmung auf die Feier des Leidens und Sterbens unseres Herrn Jesus Christus!

Darsteller:
Pilatus: Willi Pilz
Longinus: Alfred Kröll
Hanna: Helene Widauer
Lydia: Leni Schwaighofer
Dismas: Johannes Forster
Gestas: Ernst Meixner
Simon v. Cyrene: Rupert Reindl
Kaiphas: Leonhard Hartinger

Musik:
Kirchenchor von Bischofshofen (u.a.)
Salzburger Dreigesang
RupertiSänger
Pongauer Bläser
RadauerEnsemble
Andreas Gassner (Orgel)

Regie und Gesamtleitung: Josef Radauer

Licht/Ton/Technik
Norbert Ebner, Gerhard Schmidhuber, Erwin Laubichler